SALEWA – Nachhaltigkeit durch Verantwortung & Innovation

    Nachhaltigkeit, CSR, Sustainability etc. Diese Begriffe werden immer öfter genannt. Doch reden ist eine Sache. Wird denn auch wirklich etwas Konkretes getan? Wo versuchen die Brands, ihrem Planeten mit Respekt entgegenzutreten? Was wird in die Tat umgesetzt? Ein Interview mit Ruth Oberrauch, Head of Sustainability des Bozner Familienunternehmens Oberalp, zu dem auch die Bergsportmarke SALEWA gehört.
    We are responsible inside, so you can enjoy life outside. SALEWA

    Sehr geehrte Frau Oberrauch, liebe Ruth, vielen Dank für Ihre Zeit. Bitte führen Sie uns kurz ins Thema ein.
    Nachhaltigkeit hat unglaublich viele Facetten. Vor allem geht es aber darum, Verantwortung zu übernehmen. Bei SALEWA sind wir der Auffassung, dass Nachhaltigkeit kein weit entferntes Ziel sein soll, sondern viel mehr Bestandteil unseres täglichen Tuns. Vielfach ist es eine Sache der Einstellung, die sich in unseren täglichen Handlungen und Entscheidungen widerspiegelt.

    Unsere Nachhaltigkeitsstrategie basiert auf zwei Säulen: Mensch und Produkt!

    Zum einen ist da der „Mensch“, der im Mittelpunkt steht. Dabei geht es uns neben einem sorgsamen und achtsamen Umgang mit Mitarbeitern, Konsumenten und verschiedenen Interessensgruppen vor allem um die Arbeitsbedingungen und die Einhaltung von definierten Standards sowie der Menschenrechte in den Produktionsstätten. Das zweite wichtige Thema fassen wir unter dem Schlagwort „Produkt“ zusammen. Hier geht es um eine ressourcenschonende Produktentwicklung, den Einsatz von nachhaltigen Materialien, das Management von Chemikalien in Produkt- und Lieferkette, die Reduzierung von Abfällen in der Produktion und vielem mehr.

    Wie ist das im Konkreten zu verstehen?
    Wenn wir z.B. über Arbeitsbedingungen und Sozialstandards bei unseren Lieferanten sprechen, dann bedeutet das für uns nicht nur, dass wir großteils mit langjährigen Partnern zusammenarbeiten, sondern ganz konkret auch, dass wir diese gezielt überprüfen.

    SALEWA ist seit 2013 Mitglied der unabhängigen Non-Profit Organisation „Fair Wear Foundation“ (FWF), die sich für die Verbesserung der Arbeitsbedingungen in Nähfabriken einsetzt.

    Über FWF führen wir Audits bei unseren Lieferanten durch und arbeiten gemeinsam mit ihnen an Verbesserungsmaßnahmen, um Arbeitsbedingungen, Sicherheitsstandards und soziale Aspekte weiterzuentwickeln. Als Unternehmen haben wir 2018 97 % des Produktvolumens aus Fabriken bezogen, die auditiert worden sind. Zum dritten Mal wurden wir heuer mit dem FWF Leader Status ausgezeichnet, einer Anerkennung für unseren Einsatz in diesem Bereich.

    SALEWA ist Mitglied der unabhängigen Non-Profit Organisation „Fair Wear Foundation“ , die sich für die Verbesserung der Arbeitsbedingungen in Nähfabriken einsetzt.

    Heißt fair aber immer gleichzeitig auch umweltfreundlich?
    Wie eingangs erwähnt, berühren wir sehr viele Themenbereiche, wenn wir von Nachhaltigkeit sprechen. Die Erhaltung des Lebensraums, in dem wir uns bewegen, und der sorgsame Umgang mit Ressourcen ist dabei ein zentrales Thema.
    So setzen wir beispielsweise bei SALEWA zunehmend auf den Einsatz von natürlichen Materialien wie Wolle.

    SALEWA ist in den Dolomiten zuhause. Deshalb kennen und nutzen wir die hochtechnischen Eigenschaften der Wolle, die in dieser Region schon seit Generationen verwendet wird. 

    Das Naturmaterial Wolle ist atmungsaktiv, wind- und wasserabweisend und entspricht so auch unseren technischen Anforderungen. Wir versuchen, so viele Materialien wie möglich regional zu beziehen. Das gelingt mit Wolle sehr gut: Das Tiroler Bergschaf ist in den Alpen beheimatet und leistet einen wichtigen Beitrag, um die hochalpinen Weiden zu erhalten. Und die Bergbauern behandeln die Bergschafe mit Leidenschaft und Respekt, das spiegelt sich in ihrem Umgang mit den Tieren wider. Wir möchten diese intakte Tierhaltung unterstützen, Materialien regional beziehen und die Tradition der Bergbauern wahren. Unser Produktteam experimentiert aber auch mit anderen nachwachsenden natürlichen Materialien wie Hanf.

    Abgesehen vom Einsatz dieser Materialien, stehen wir als technischer Bergsportausrüster aber auch vor der Herausforderung, hohe Standards in Produktion und Wiederverwertung von künstlichen Fasern und der Verwendung von Chemikalien (wie z.B. den sogenannten PFCs) zu garantieren. Zudem spielt für uns Recycling eine große Rolle.

    Was können Sie uns zum Thema Recycling sagen? Was passiert mit den Abfällen?
    Wir unterscheiden zwischen REcycling und UPcycling. SALEWA setzt zunehmend auf die Verwendung von recycelten Materialen, wie recyceltes Polyester und recycelte Wolle. Für unseren „Sarner“, eines der bestverkauften Produkte von SALEWA, verwenden wir zum Beispiel recyceltes Wollgarn. Gebrauchte Wolle bzw. Wollartikel werden in einem spezialisierten Unternehmen geschreddert, gereinigt und anschließend gekämmt und gesponnen. Die Wollstücke werden im Recycling-Prozess nach Farben sortiert, womit das erneute Einfärben des Garns, und somit die Verwendung von sauberem Wasser und Chemikalien, vermieden werden kann. Unser Partner in der Garnherstellung ist vom Global Recycle Standard (GRS) zertifiziert.

    Salewa Sarner
    Salewa - Sarner 2L -Strickjacke - Damen
    Salewa - Sarner 2L Wool - Strickjacke - Herren

    Eines der großen Themen unserer Gesellschaft ist der immense Konsum und die damit verbundene Entstehung von Abfällen. Solche fallen aber auch in den Produktionsprozessen an. Um Abfälle zu reduzieren, haben wir mit SALEWA einen Serie von Upcycling-Initiativen ins Leben gerufen: So werden mit Stoffresten aus der Produktion neue Produkte wie z.B. Handytaschen oder Handschuhe gefertigt, alte Kleiderbügel werden von Designstudenten in neue Nutzgegenstände verbaut und Werbebanner zu Tragetaschen vernäht.

    Sie haben vorher die Verwendung von Chemikalien und das Thema PFC angesprochen. Was hat es damit auf sich?

    Um hochtechnische Membranen und funktionale Bekleidung zu entwickeln, welche den Bergsteiger vor Wind und Wetter schützt, werden verschiedene Substanzen verwendet. Um sicherzustellen, dass in den Produktionsprozessen keine Chemikalien verwendet werden, die für Mensch und Umwelt schädlich sind, haben wir eine sogenannte Restricted Substances List (RSL) entwickelt, die von unseren Lieferanten unterzeichnet werden muss. Die RSL enthält eine Liste von Chemikalien, die in den Produkten entweder verboten sind oder nur beschränkt verwendet werden können, und geht über die gesetzlichen Vorgaben hinaus.

    Wir verwenden Textilien, die bluesign® oder OEKO-TEX® zertifiziert sind, oder lassen die Materialien von unabhängigen Labors auf die Einhaltung der strengen Kriterien unserer RSL testen. 

    Wir testen unsere Produkte regelmäßig auf die Einhaltung dieser strikten Standards und verwenden Materialien mit extern geprüften Standards. [Die Zertifizierungen bluesign® und OEKO-TEX® sind Nachhaltigkeitsstandards für die Herstellung von Textilien, die besonders Aspekte der Chemikaliensicherheit berücksichtigen. A.d.R.] Eine besondere Rolle bei der Verwendung von Chemikalien spielen die sogenannten PFCs (Fluorcarbone). PFCs sind Chemikalien, die technische Kleidung und Ausrüstung wasser- und schmutzabweisend machen. Aus diesem Grund sind PFCs für die Performance technischer Produkte wichtig, sie können aber eine negative Auswirkung auf die Umwelt haben. Ihr Abbau dauert Jahrzehnte. SALEWA ist seit Jahren darum bemüht, die Verwendung von PFCs zu reduzieren.

    76 % unserer Bekleidungsprodukte werden bereits aus PFC-freien Stoffen hergestellt.

    Was wir bisher erreicht haben ist durchaus positiv, wir investieren aber weiterhin in Forschung und Produktentwicklung, um gemeinsam mit unseren Partnern neue und nachhaltige Lösungen zu finden und die Verwendung von PFCs weiter zu verringern. Die Entwicklung neuer technischer Materialien ist das Hauptaugenmerk unseres Forschungs- und Entwicklungsprozesses.

    Was können Sie zur gesellschaftlichen Verantwortung von SALEWA sagen?
    Unternehmen sind in ein Umfeld aus verschiedenen Stakeholdern eingebunden und haben somit eine gesellschaftliche Verantwortung. Um nur einige konkrete Beispiele für SALEWA zu nennen, können hier der SALEWA Flüchtlingsgarten, die hausinterne KITA, das Sherpa Girl Projekt und die Unterstützung von „Protect our Winters“ erwähnt werden. Aber auch Umweltaspekte wie der Energieverbrauch in unseren Firmensitzen und der Transport von Produkten spielen dabei eine Rolle. Daher verzichten wir unter anderem auf eine Vollklimatisierung des Headquarters und speisen den Überfluss der selbst produzierten Energie durch unsere Photovoltaikanlage in das öffentliche Stromnetz ein.

    Der SALEWA Flüchtlingsgarten.
    Die Energie für das Headquarter von Salewa mit Sitz in Bozen wird durch eine Photovoltaikanlage selbst produziert.

    Was geschieht im Bereich Tierschutz?
    SALEWA garantiert höchste Standards bei Materialien tierischer Herkunft. 100 % der verwendeten Daunen sind RDS-zertifiziert (Responsible Down Standard) oder wir verwenden, z.B. bei Schlafsäcken, recycelte und neu aufbereitete Daune.
    Die firmeneigene TirolWool® Celliant® Isolierungstechnologie mischt Wolle von Tiroler Schafen mit einem thermoreaktiven, mineralisierten Garn. Da wir diese Wolle lokal beziehen, kennen wir ihre Herkunft.

    Abschließend kann man sagen…
    … dass Nachhaltigkeit kein einmaliges Ziel, sondern ein stetiger Prozess ist, der mit der richtigen Entscheidung beeinflusst werden kann. Als Marke werden wir uns immer wieder neuen Herausforderungen stellen müssen. Es ist aber eine Aufgabe, die erfüllt. Mit einem motivierten Team an neuen, innovativen und nachhaltigeren Produkten und Prozess-lösungen zu arbeiten, ist der Anspruch, den wir an uns selbst haben.

    In einigen Bereichen sind wir mit unseren Erfolgen zufrieden. In anderen Bereichen haben wir erste Schritte gesetzt, müssen aber noch weitere Herausforderungen meistern, um die selbst gesetzten Ziele zu erreichen. Bei globalen Themen, wie dem Mikroplastik, steht die gesamte Branche noch am Anfang. Wir engagierten uns als einer der ersten Outdoor-Ausrüster im „Microfiber Consortium“ innerhalb der „European Outdoor Group“ und unterstützen drei Forschungsprojekte, die neue Lösungen für ausgewaschene Synthetik-Fasern suchen – leider gibt es noch wenig konkrete Ergebnisse.

    Wenn wir Nachhaltigkeit in all unsere Unternehmensprozesse einbinden und es schaffen, auch beim Konsumenten ein Bewusstsein für die Wichtigkeit dieser Aspekte zu schaffen, sind wir auf dem richtigen Weg.

    Eine ausführliche und transparente Kommunikation ist Voraussetzung hierfür. Daher veröffentlichen wir jährlich unseren „Sustainability Report“ und informieren über erreichte Ziele und neue Herausforderungen.

    Vielen Dank für das spannende Gespräch!

    Das Sherpa Girl Projekt unterstützt junge Sherpa Mädchen in Nepal mit einer Schulausbildung.
    Diese Beiträge könnten dich auch noch interessieren