SPORTLER Team: Bergretter, die Arbeit mit Freiwilligenarbeit verbinden

    Der Berg ist Quelle von Freude und Gefahr gleichermaßen. Jährlich sind unzählige Bergsportbegeisterte in alpiner Umgebung unterwegs, einige davon verunglücken und müssen von der Bergrettung geborgen werden. Wir fragen Lukas Karlegger und Hubert Gamper, beide Bergretter, wie sie ihre Berufung mit ihrem Beruf bei SPORTLER vereinen.
    Bergretter bei der Arbeit
    Ein eingespieltes Team: Bergretter bei der Arbeit.

    Erholung, Naturerlebnis, aber auch Herausforderung, Adrenalin und Gefahr, der Berg hat viele Gesichter. Egal, ob zu Fuß, mit dem Bike, auf Skiern oder kletternd in einer schroffen Wand, auch wenn alles unter Kontrolle scheint, bleibt immer ein Restrisiko, dass es aufgrund nicht beeinflussbarer Faktoren plötzlich zu einer gefährlichen Situation kommen könnte. Jedoch egal ob Leichtsinnigkeit oder äußere Einflüsse einen Bergsportler in die Enge treiben, eines ist sicher, im Notfall kommt von irgendwoher auf schnellstem Wege die Bergrettung und wird alles daran setzen das Leben des Verunglückten zu retten.

    Doch was genau bedeutet es, Bergretter zu sein? 

    Wir haben dazu unsere Kollegen Lukas Karlegger (Team Lead Customer Service, E-Commerce) und Hubert Gamper (Sales Specialist, SPORTLER Alpin Meran), beide Bergretter und langjährige SPORTLER Mitarbeiter, befragt.

    Wie seid ihr denn zur Bergrettung gekommen? Gab es einen speziellen Grund, oder war es die pure Lust nach dem Abenteuer?

    Lukas Karlegger: Kontakt gab es bereits in Kindesjahren mit dem Verein, da mein Vater dabei war und nach wie vor dabei ist. Anschließend durch Eigeninteresse am Bergsteigen in Kombination mit der Möglichkeit sich Erste Hilfe Kenntnisse anzueignen, die ja auch privat sehr hilfreich sein können.

    Hubert Gamper: Wir waren eine kleine Gruppe junger Bergsteiger, von denen einige schon als Anwärter bei der Bergrettung in Meran waren. Die haben mich dazu motiviert diesen Dienst 1976 als Anwärter zu beginnen. Da ich immer ein begeisterter Hundebesitzer war, schloss ich mich der Suchhundestaffel der Bergrettung an und machte dort meine Ausbildung als Hundeführer.

    Menschen aus oft lebensgefährlichen Situationen zu bergen ist eine sehr löbliche Angelegenheit, aber habt ihr nicht auch oft Angst um euer Leben, wo ihr lieber nicht bei einer Rettungsaktion dabei wärt?

    LK: Eigentlich nie, da die Einsätze im Normalfall nur unter gegebener Eigensicherheit durchgeführt werden.

    HG: Ja, Angst ist ein ständiger Begleiter, aber sie hilft uns auch richtige Entscheidungen zu treffen.

    Seid ihr privat am Berg besonders vorsichtig unterwegs?

    LK: Natürlich immer!

    HG: Ja, das bin ich.

    Bergretter bei der Arbeit
    Bei einem Einsatz in unwegsamen Gelände muss jeder Handgriff passen.

    Welche waren eure spektakulärsten und schwierigsten Rettungseinsätze und warum?

    LK: Bei den Einsätzen wo ich dabei war, weniger spektakulär, aber emotional herausfordernd falls die Person verstorben ist.

    HG: Spektakulär sind in meinen Augen keine Einsätze. Man geht einfach hin und hofft, dass man dem Verunglückten helfen kann.

    Was sagen eure Partner, Familien zu euren Einsätzen als Bergretter?

    LK: Vater und Bruder sind ebenfalls Bergretter. Partnerin und mein enges Umfeld finden es eine gute Sache, da sie selbst einen engen Bezug zum Bergsteigen haben.

    HG: Meine Familie sieht das als einen wichtigen Dienst dem Nächsten gegenüber und steht voll hinter meiner Arbeit als Bergretter.

    Als Bergretter könnt ihr für einen Einsatz jederzeit eure Arbeit bei Sportler niederlegen und aufbrechen. Wie oft seid ihr denn schon direkt von der Arbeit zu einem Einsatz aufgebrochen?

    LK: Aufgrund der Distanz zwischen Arbeitsplatz und Einsatzgebiet erübrigt sich meist das Niederlegen der Arbeit, um zu einem Einsatz aufzubrechen. Die meisten Einsätze waren in den letzten Jahren aber eh am Wochenende oder in den Abendstunden.

    HG: In Meran leisten wir einen 365 Tage abgedeckten Dienst. So trifft es jeden von uns zweimal eine Woche 24 Stunden in Bereitschaft zu sein. Einmal im Sommer und ein weiteres Mal im Winter. Da haben wir unsere volle Ausrüstung und einen Einsatzwagen bei uns, um gleich am Einsatzort oder am Hubschrauber Landeplatz zu sein. Ich musste ein einziges Mal vom Arbeitsplatz direkt zu einem Einsatz aufbrechen.

    Bergretter bei der Arbeit
    Bergungseinsätze am Berg verlangen den Rettern zu jeder Tages- und Nachtzeit alles ab.

    Welche Fehler am Berg führen am häufigsten zu Rettungseinsätzen?

    LK: Leichtsinnigkeit und Selbstüberschätzung, Nichtbeachtung von Wettervorhersagen oder den Bedingungen am Berg, falsche Tourenplanung, Unachtsamkeit, mangelnde oder falsche Ausrüstung.

    HG: Viele Bergbegeisterte überschätzen ihr Können und unterschätzen die Gefahren, die sich im Gebirge verbergen.

    Habt ihr als Bergretter Tipps, wie man einen Teil der Rettungseinsätze vermeiden könnte?

    LK: Durch die Vermeidung der oben genannten Fehler.

    HG: In Meran haben wir fast jedes Jahr um die 200 Einsätze. Am meisten im Sommer mit den Urlaubern. Klettersteigtouren sind ein beliebter Bergsport geworden. Unsere Touristiker sollten die Urlauber besser informieren und nicht immer alles schönreden.

    Was unterscheidet einen Rettungseinsatz im Sommer von einem im Winter? 

    LK: In erster Linie geht es immer um die Hilfe-Leistung. Der Unterschied liegt in der Ausrüstung und an der Organisation des Einsatzes aufgrund unterschiedlicher Temperatur, Schneelage/Feuchtigkeit/Lawinengefahr, kürzerer Tage und einiger anderer Kriterien.

    HG: Im Sommer haben wir sehr viele Unfälle auf Klettersteigen und sehr viele Sucheinsätze. Als Lawinenhundeführer bin ich im Winter bei Lawineneinsätzen gefordert. Sonntags oder auch an Feiertagen verrichte ich auch den Rettungsdienst auf den Skipisten von Meran 2000.

    Viele Bergbegeisterte überschätzen ihr Können und unterschätzen die Gefahren, die sich im Gebirge verbergen.

    Hubert Gamper

    Ortovox Skitouren Sicherheit
    Fotos: ORTOVOX - Speziell beim Skitourengehen sollte man auf alles vorbereitet sein und nichts dem Zufall überlassen. Kommt es trotz guter Planung und Vorbereitung zu einem Lawinenunglück, so müssen alle Beteiligten genau wissen, was zu tun ist und möglichst schnell handeln. Lies mehr dazu >>>

    Welche Ausrüstung/Accessoires sollte in keinem Rucksack fehlen, wenn man in den Bergen unterwegs ist?

    LK: Erste Hilfe Kit, Rettungsdecke, evtl. Biwaksack, ausreichend Flüssigkeit (je nach Tour) und eine Marende.

    HG: Das hängt davon ab, wo ich mich hinbegebe. Im Wanderrucksack im Sommer sollte ein Erste-Hilfe-Kit und ein Notfall Bivaksack nicht fehlen, Taschenmesser und Stirnlampe sind ebenfalls wichtig.
    Für den Winter Notfall die oben genannten Gegenstände und beim Schneeschuhwandern noch Kabelbinder oder Reepschnüre dazu.

    Ich bedanke mich recht herzlich bei euch für das Interview und wünsche euch noch viele erfolgreiche Rettungseinsätze!

    PS: In unserem Onlineshop findest du unter Bergsteigen, Wandern und Skitourengehen  die passende Ausrüstung und Bekleidung für mehr Sicherheit am Berg. Oder du kommst einfach in einen unserer SPORTLER ALPIN STORES und lässt dich von unseren Experten beraten.

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