Weißes Kreuz: Erste Hilfe Tipps für unterwegs in den Bergen

    Endlich! Die Tage werden länger, der Sommer kündigt sich an. Der Wunsch nach frischer Luft, alpiner Aussicht und körperlicher Herausforderung ist groß, doch sollten besonders am Anfang der Bergsaison die ersten alpinen Annäherungen sehr vorsichtig in Angriff genommen werden, denn blitzschnell kann es zu einer Notsituation kommen. Hier gibt es einige Ratschläge vom Weißen Kreuz Bozen, wie im Notfall gehandelt werden soll. Im Ernstfall ist der Bergrettungsdienst schnell zur Stelle.
    Der Retter zu Berg und Tal - Das Weiße Kreuz ist in Notfällen der richtige Ansprechpartner.

    Der Fehltritt ins Unglück - Sofortige Selbsthilfe am Berg kann Leben retten

    Im Gebirge können sich, wie bei anderen Freizeitaktivitäten auch, recht schnell unliebsame Notfallsituationen ergeben, die Erste-Hilfe-Maßnahmen erforderlich machen. Ein kurzer Moment der Unaufmerksamkeit und schon ist es passiert, ein Sturz, eine Verstauchung, ein Felssturz, in Sekundenschnelle ist alles anders, schnelle Hilfe ist notwendig, um Schlimmeres zu vermeiden. Im Unterschied zum urbanen Gebiet ist eine flotte Erstversorgung durch professionelle Retter jedoch oft schwierig, deshalb muss selbst gehandelt werden.

    Dieser Text ist in freundlicher Zusammenarbeit mit dem Weißen Kreuz entstanden und gibt Tipps welche Erstmaßnahmen in Notsituationen im alpinen Raum selbst unternommen werden sollten, bevor professionelle Hilfe naht.

    Weißes Kreuz Bozen
    Das Weiße Kreuz rettet Menschen aus Notsituationen.

    Schlechte Abdeckung des Mobilfunknetzes, fehlendes Erste-Hilfe-Material und schwierige Erreichbarkeit durch den Rettungsdienst sind nur einige der Faktoren, welche den Ersthelfer vor große Herausforderungen stellen. Grundsätzlich sollte in jeder Notsituation die Besonnenheit und Ruhe bewahrt werden, um sich einen objektiven Überblick über mögliche Gefahren für den Betroffenen und sich selbst zu verschaffen, den Zustand des Verletzten möglichst treffend zu beurteilen und den Notruf korrekt abzusetzen.

    Bis zum Eintreffen der professionellen Retter sollte der Betroffene dann mit den zur Verfügung stehenden Mitteln bestmöglich versorgt werden. Um bei der Notrufabgabe eine schnelle und genaue Lokalisation zu ermöglichen gibt es die Smartphone-Notrufapplikationen „Where Are U“ oder „SOS EU ALP“. Falls keine Netzabdeckung vorhanden ist, muss die Position gewechselt werden, bis ein Netzempfang vorhanden ist, trotzdem sollte, falls möglich, jemand beim Betroffenen bleiben.

    Allgemeine Erste-Hilfe-Maßnahmen, wenn es zum Notfall kommt

    1. Sturz: Ein Blick in die Ferne und schon ist es passiert, ein Fehltritt führt zum Sturz, Abschürfungen, eine Verstauchung oder sogar ein Knochenbruch können die Folge sein. Welche Maßnahmen sind dann notwendig?

    Weißes Kreuz Bozen
    Die Erstversorgung sollte vor Eintreffen des Weißen Kreuzes bereits passiert sein.

    Bei Abschürfungen ist die Wunde meist stark verschmutzt. Grobe Verunreinigungen kann man mit sauberem Wasser abspülen und anschließend gehört die Wunde mit einem keimfreien Verband abgedeckt. Beim Verdacht einer Verstauchung oder eines Knochenbruchs sollte sich die verletzte Person möglichst nicht mehr eigenständig bewegen. Die betroffene Stelle ist mit vorhandenen Hilfsmitteln ruhigzustellen und soll gekühlt werden, um ein Anschwellen zu vermeiden. Der Abtransport sollte möglichst schonend, durch die Alarmierung der Bergrettung/des Rettungsdienstes über die Notrufnummer 112 erfolgen.

    2. Steinschlag: Nicht nur Gutes kommt von oben. Ein Stein fällt auf den Kopf, eine Wunde entsteht und Bewusstseinsstörungen können auftreten. Was sollte man konkret bei einem derartigen Notfall tun?

    Die wichtigste Maßnahme ist in diesem Fall auf die eigene Sicherheit zu achten. Wenn diese garantiert ist, sollte die betroffene Person aus dem Gefahrenbereich gebracht werden. Bei erhaltenem Bewusstsein kann die Wunde keimfrei abgedeckt und verbunden werden. Bei Bewusstlosigkeit (keine Reaktion auf Ansprache und Rütteln an der Schulter) befindet sich die Person in akuter Lebensgefahr. Als nächster Schritt muss die Atmung kontrolliert werden:

    Weißes Kreuz Bozen
    Bereits kleine Handgriffe können Leben retten.

    Die Sofortmaßnahmen dazu sind:

    ·  Brustkorb durch Öffnen der Kleidung frei machen

    ·  Kopf mit einer Hand an der Stirn und 2 Fingern am Kinn kopfwärts überstrecken

    ·  Für maximal 10 Sekunden Atmung durch Sehen, Hören und Fühlen kontrollieren. Der  Patient sollte in diesen 10 Sekunden mindestens 2 mal atmen.

    ·  Atmet der Patient ausreichend, wird er in die stabile Seitenlage gebracht. Atmet der Patient nicht ausreichend, wird unverzüglich mit der Wiederbelebung begonnen.

    Ein Notruf sollte entweder bereits vor Beginn der Wiederbelebung oder gleich nachdem der Verunglückte in die stabile Seitenlage gebracht worden ist, abgesetzt werden.

    3. Sonnenstich: Welche Maßnahmen sollten ergriffen werden?

    Weißes Kreuz Bozen
    Auch Sonnenstich, Dehydrierung oder ein Zeckenbiss kann einen Notruf erfordern.

    Durch den Aufenthalt in größerer Höhe ist man einer stärkeren UV-Strahlung der Sonne ausgesetzt. Wenn der Kopf nicht dementsprechend geschützt wird, können die Hirnhäute anschwellen. Typische Zeichen hierzu sind starke Kopfschmerzen bis hin zu Bewusstseinsstörungen, Übelkeit und Erbrechen. Auf jeden Fall sollte die betroffene Person in den Schatten gebracht und wenn möglich der Kopf mit kalten Umschlägen gekühlt werden. Wenn keine Besserung eintritt, muss der Notruf durchgeführt werden. Der Patient sollte bis zum Eintreffen der betreut werden.

     4. Dehydrierung: Durch die körperliche Anstrengung schwitzt man stark und der Flüssigkeitsverlust kann schnell zur Dehydrierung führen. Was kann man in diesem Fall tun?

    Vorausgesetzt der Patient ist ansprechbar, sollten falls vorhanden, isotonische Getränke verabreicht werden, um den Wasser- und Elektrolythaushalt auszugleichen. Falls keine Besserung eintritt, muss jede körperliche Anstrengung vermieden und der Notruf durchzuführt werden.

     5. Zecken: Der Wanderweg führt durch feuchtes, hohes Gras und mit großem Schrecken findet man eine Zecke am Körper. Wie geht man hier am besten vor?

    Weißes Kreuz Bozen
    Schlangen, Zecken und andere Tiere können Bisse, Vergiftungen oder spontane Entzündungen verursachen.

    Die Zecke sollte vorsichtig, mit geradem Zug mit Hilfe einer scharfen Pinzette aus der Einstichstelle herausgezogen werden. Es sollte darauf geachtet werden, dass der Kopf der Zecke dabei nicht abbricht. Die Bissstelle sollte die nächsten Tage auf Rötungen und andere Entzündungszeichen kontrolliert werden. Wenn eine kreisförmige Rötung um die Bissstelle entsteht, ist auf jeden Fall ein Arzt aufzusuchen.

    6. Schlangenbiss: Während einer Wanderung erleidet eine Person einen Schlangenbiss. Ist ein solcher Biss in den Alpen lebensbedrohlich? Was sollte hier sofort unternommen werden?

    Weißes Kreuz Bozen
    Bei Schlangenbissen kann es zu allergischen Reaktionen kommen.

    Es gibt in Südtirol bis heute keine dokumentierten Todesfälle durch das Schlangengift einer hier beheimateten Giftschlange. Dazu gehören die Aspisviper, die Hornviper und die Kreuzotter. Allerdings kann durch das Schlangengift eine lebensbedrohliche allergische Reaktion auftreten. Deshalb ist auf jeden Fall immer Vorsicht geboten. Sollte es zu einem Schlangenbiss kommen, sollte die Bissstelle nur mit einem sterilen Verband abgedeckt und der Patient aufgefordert werden, sich nicht aktiv zu bewegen. Bei sehr starken Beschwerden sollte der Notruf zum Abtransport getätigt werden.

    7. Unterkühlung: Spontaner Wetterumschlag, unzureichende Kleidung oder zu langer Aufenthalt in kalter Umgebung kann den Körper unterkühlen. Was sollte bei einem solchen Notfall unternommen werden?

     Wenn möglich, sollte die nasse Kleidung entfernt werden und der Wärmeerhalt durch eine Rettungsdecke gesichert werden. Ist die Person ansprechbar, können auch wärmende, alkoholfreie Getränke verabreicht werden.

    Ist die Person hingegen schläfrig oder gar bewusstlos, sollte sie so wenig wie möglich bewegt werden, um den sogenannten „Bergetod„ zu vermeiden. Der Betroffene sollte, sofern eine Atmung vorhanden ist, in die stabile Seitenlage gebracht werden. Kann beim Betroffenen keine Atmung festgestellt werden, sollte nach dem Notruf (112) unverzüglich mit der Wiederbelebung begonnen werden.

    8. Gewitter: Unerwartete Wetterveränderungen passieren am Berg schneller als im Tal und können je nach Landschaft und Meereshöhe auch gefährlich werden. Im Hochgebirge, in der Wand, am Grat oder auf einer Alm kann ein Gewitter lebensgefährlich werden.

    Weißes Kreuz Bozen
    Am Berg kann es zu sehr raschen Wetterumschwüngen kommen, die zu Notsituationen führen können.

    Wird man von einem Gewitter überrascht, sollte man offene Flächen möglichst meiden und versuchen einen sicheren Unterschlupf, wie etwa eine Hütte oder eine Höhle, zu erreichen. Ist dies nicht möglich, sollte man alle metallischen Gegenstände vom Körper entfernen und sich, falls möglich, in einer Mulde in die Kauerstellung versetzen.

    9. Übermüdung, Orientierungslosigkeit, Notübernachtung: Der Weg nimmt kein Ende, das Ziel außer Sichtweite, die Müdigkeit nimmt zu, die Sonne ist schon lange hinter den Bergen, die Aussichtslosigkeit der Situation nimmt überhand. Was ist zu tun?

     Das Beste ist vor Ort zu bleiben und nicht mehr weitergehen, um weitere Gefahren zu vermeiden und sich nicht noch mehr zu verirren. Anschließend sollte unbedingt der Notruf 112 abgesetzt werden. 

    Tipp: Eine Stirnlampe und eine Rettungsdecke sollten immer im Rucksack dabei sein. SOS als Lichtzeichen: 3 mal kurz - 3 mal lang - 3 mal kurz blinken.
    Weißes Kreuz Bozen
    Ein ganzes Heer von freiwilligen Helfern macht das Weiße Kreuz zum immer bereiten Retter in der Not.

    10. Herz/Kreislauf- und Atemprobleme: Die körperliche Belastung am Berg ist durch steile Auf- und Abstiege und oftmals durch die nicht ausreichende Kondition des Bergsteigers nicht zu unterschätzen. Was tun, wenn der Kreislauf schlapp macht?

     Die körperliche Anstrengung ist sofort zu unterbrechen und die betroffene Person sollte an Ort und Stelle niedergesetzt bzw. niedergelegt werden. Dabei sollte auf den Wärmerhalt geachtet, und falls sich die Person nicht rasch wieder erholt, umgehend der Notruf 112 abgesetzt werden.

    ⚠ Tipp: Empfehlenswertes Material im Erste-Hilfe-Set: Sterile Kompressen, Verbandsmaterial, Dreiecktuch, Einweghandschuhe, Beatmungshilfe und eine Rettungsdecke.

    Die Notrufnummer 112 kann Leben retten!
    Erste Hilfe Set Onlineshop
    Zur Erstversorgung sollte in jedem Rucksack ein Erste-Hilfe-Set und eine Rettungsdecke vorhanden sein.

    Erste-Hilfe-Kurse können außerdem jederzeit beim Landesrettungsverein Weißes Kreuz besucht werden. Informationen dazu gibt es unter www.weisseskreuz.bz.it oder unter der Rufnummer +39 0471 444396.

    ! Gut zu wissen: Mit der neuen "Erste Hilfe"-App des Weißen Kreuzes sind die wichtigsten Informationen immer nur einen Klick entfernt. Kostenloser Android- und iOS-kompatibler Download im App Store und Google Play verfügbar.

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