Arctic Research Expedition Part #3: Fragen über Fragen

    30. Juni 2021, SPORTLER Headquarter, Bozen: Da Mobilfunknetz auf offenem Meer eine wahre Seltenheit ist, hören wir die 2 Forscher nicht täglich. Uns brennen aber zig Fragen auf der Zunge: Wie ist wohl das Leben auf einem Segelboot? Was vermissen die beiden Jungs am meisten? Und wie kalt ist denn nun die Arktis wirklich? Endlich klingelt unser Telefon und Max und Sebi beantworten unsere Fragen.
    Arctic Research Expedition 2021

    Wie sieht ein Tag an Bord der Pachamama für euch aus?

    Sebi: Auf der Pachamama gibt es verschiedene Schichten, die wir machen müssen. Das heißt, wir haben immer 2 Stunden Wache und dann 4 Stunden Ruhezeit, die wir – oder ich zumindest – großteils mit schlafen verbringen, weil es echt anstrengend ist, 2 Stunden aufzupassen. Besonders stressig und kalt wird es, wenn es neblig ist und Eisberge uns umgeben, denn dann muss einer draußen stehen und die Augen offenhalten und einer drinnen, der das Boot steuert. Gegessen wird, wenn Zeit ist, eigentlich rund um die Uhr, und sonst dreht sich unser Alltag hauptsächlich um Wache halten und schlafen.

    Max: Wenn die Sonne scheint, ist es sau-schön, wenn die Sonne nicht scheint, ist es sehr anstrengend, denn dann gibt es 2 warme Orte: entweder oben, ganz dick eingepackt mit viel Tee an Deck/am Steuer oder im Schlafsack – auch dick eingepackt.

    TOPtoTOP Global Climate Expedition
    Max und Sebi an Bord der Pachamama, dem Segelboot von TOPtoTOP >>>

    Jetzt mal ehrlich: Wie ist das Leben auf einem Segelboot mit einer 8-köpfigen Familie?

    Max: Momentan ist es eine 6-köpfige Familie, vielleicht kommen bald noch 2 dazu.

    Sebi: Die vorher erwähnten 4 Stunden Schlafzeit sind manchmal gar nicht so leicht zu bekommen, weil es natürlich mit 4 Kindern immer Action gibt. Der Jüngste ist 3, der Älteste wird jetzt bald 13, die beiden Ältesten sind gerade nicht da. Es ist immer was los, die Kinder wollen natürlich immer spielen oder schreien oder zeichnen, aber denen gefällt es natürlich total, dass wir da gerade unterwegs sind, die haben ihren Spaß, sie kennen sich extrem gut aus mit Tieren und Natur und auf dem Meer erklären sie uns total viel. Also wir können von denen echt viel lernen.

    Max: Es ist halt alles immer offen, auch die Türen sind immer offen, das Boot hat halt nur 15 m². Also wenn man schlafen will, schläft man der Müdigkeit wegen schon, aber es ist nicht so, dass man wirklich tief schläft, weil die Kids halt immer aktiv sind, zu beliebigen Uhrzeiten am Tag. Aber die Kinder sind super nett, ich genieße das sehr mit ihnen.

    Das Boot hat halt nur 15 m²

    Max und Sebi mit Familie Schwörer
    Es gibt immer etwas zu erleben >>>

    Auf was freut ihr euch besonders, wenn ihr wieder nach Hause kommt?

    Max: Jetzt dürfen wir nicht sagen „Dosenbier“ (lachen)

    Sebi: Also sicher nicht auf Dosenbier, natürlich auf meine Freundin und auf Pizza und auf Burger.

    Max: Oben ohne in der Sonne liegen, definitiv. Und Ruhe. Einsamkeit. Es ist super auf dem Schiff, aber – Gott – was werde ich einfach eine Woche lang mit meinem Bus mich irgendwo in den Wald stellen und niemanden und nichts sehen wollen. Darauf freue ich mich am allermeisten.

    Arctic Research Expedition 2021

    Wie ist es, etwas zu suchen, das man mit freiem Auge kaum sieht?

    Max: Spannend.

    Sebi: Kalt. Weil das ewige Herumstehen im Schnee mit durchnässten Schuhen, nassen Füßen und Wind schon ganz schön frisch ist. Aber es ist spannend. Ich bin noch sehr gespannt, ob wir wirklich was finden. Wäre natürlich mega cool.

    Max: Mega verstörend, aber natürlich cool.

    Sebi: Was auch noch Spannung dazugibt, ist eben die Art, wie wir das Ganze suchen: Wir gehen eben zu Fuß auf die Berge und Gletscher, fahren mit dem Segelboot da hin. Das ist oft auch etwas Zeitdruck und Stress, das Besteigen von einem Gletscher dauert einfach länger als mit dem Helikopter rauffliegen, aber der Aspekt ist uns halt einfach auch super wichtig.

    Max: Aber es ist ein komisches Gefühl, du ziehst dir deinen Baumwoll-Overall an, du bist in der krassesten Wildnis, in die du kommen kannst, am weitesten weg von allem, irgendwo auf 79°45' Nord auf einem Gletscher, wo die nächste Ansiedelung vielleicht ein paar 100 km weg ist und stellst dir vor, hier soll jetzt Mikroplastik durch die Luft schweben. Es ist ein bisschen unvorstellbar, aber das macht es glaube ich auch so spannend, ob es da ist und wenn es da wäre, würde es das halt so verstörend machen.

    Microplastic Sampling Kongsvegen Glacier
    Beim Mikroplastik Sampling am Gletscher >>>

    Was ist das beeindruckendste, das ihr bis jetzt auf eurer Reise gesehen habt?

    Sebi: Schwierig. Viel. Die großen Gletscher, die einfach direkt im Fjord enden, wo das Eis direkt ins Wasser abbricht. Das ist schon sehr beeindruckend. Riesige Gletscher, eine 80m hohe Wand, die direkt ins Wasser geht. Blaues Eis, echt schön & ziemlich beeindruckend. Auch beeindruckend ist, wie groß Walrösser in Wirklichkeit sind. Sie sind zwar nicht schön, aber groß (Max: ..aber fett).

    Max: Das beeindruckendste war, als wir oberhalb vom Austre Lovénbreen (östlich von Ny Ålesund) waren. Da sind wir hoch auf den Sattel und da bin ich noch so auf einen 750m Punkt hochgekraxelt und von da konnte man von hinten auf den Kongsvegen Gletscher schauen und das war schon phänomenal. Von da oben hat man plötzlich diese Arktis gesehen, was sie ausmacht, diese hunderte Kilometer Gletscherfläche, dieses Ding aus Eis, Wahnsinn. Und da gucken dann diese Pyramiden raus, wie arktische Schütterhaufen, wie perfekte Pyramiden.

    Arctic Research Expediton 2021
    Die Impressionen von Max & Sebi >>>

    Hand auf's Herz: Wie kalt ist die Arktis wirklich?

    Max: Kalt!

    Sebi: Kalt. Das kälteste, was das Thermometer glaub ich angezeigt hat, war -1.

    Sebi: Aber der Fahrtwind und die vorher erwähnten 2 Stunden Wache, wo man dann da sitzt, auch wenn das Boot recht gut verbaut ist und wir nicht direkt im Wind sitzen, aber es gibt halt keine Heizung, dann ist es schon..arschkalt. Also das nächste Mal ein bisschen mehr Gewand einpacken, dickere Socken auf jeden Fall. Das Herumstehen und das Herumsitzen ist einfach das kälteste.

    Max: Man läuft halt auch nicht weit. Vom Bett zum Deck 10m, da sitzt man dann 2 Stunden und läuft wieder zurück zum Bett. Es sind eigentlich relativ winterliche Verhältnisse, die letzten Jahre waren wesentlich wärmer und schneeärmer, aber es ist nicht -10° kalt, es fühlt sich nur mega kalt an für uns, aber vielleicht sind wir auch einfach nur keine Arktis gewohnt, weil die Kids laufen im Pyjama rum.

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    Wunderschön, aber ziemlich kalt >>>

    Lesetipp: Das spannende Reisetagebuch von Max und Sebi findest du in unserem Blog. Stay tuned!

    Mehr zum Thema Nachhaltigkeit bei SPORTLER findest du hier >>>

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