Das Sportler Team bei der Arbeit: Norberto Bertotti

    Unser Team hat das Glück, die Liebe zum Sport mit der Arbeit vereinen zu dürfen. Wie? Das wollten wir von Norberto Bertotti, Store Manager in Padua, wissen, vor allem auch, wie er diese schwierigen Wochen der Corona-Krise erlebt. Ein Ultratrailer und Ultramanager, der sich nach extremen Outdoor-Erlebnissen wie dem UTMB Mont Blanc, aktuell ganz neu orientieren muss: auch extrem, aber...indoor!
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    Norberto Bertotti, Store Manager in Padua. Seine Leidenschaft: das Trailrunning.

    Bevor wir beginnen, herzliche Gratulation für deine unglaubliche Leistung beim UltraTrail Du Mont Blanc 2019 (UTMB): Du hast den 171 km langen Parkour zwischen Frankreich, Italien und der Schweiz in 38:22:51 bewältigt. So etwas muss man sich erst einmal vornehmen – wann ist dir das erste Mal der Gedanke gekommen, da mitzumachen?

    Dankeschön! Es ist nicht umsonst das wichtigste Endurance Event der Welt. Den Traum, beim UTMB mitzumachen, gab es schon seit meinen Anfängen im Trailrunning 2010. Seitdem wusste ich: „Ich werde es zu diesem Rennen schaffen!“ Bevor ich mich aber realistisch damit auseinandersetzen konnte, musste ich mich langsam heranarbeiten, hart trainieren und bei vielen anderen Rennen mitlaufen.

    Trailrunning hat mich eine neue Art des Ehrgeizes gelehrt: Der Gegner, den es zu schlagen gilt, ist man selbst!

    Unter anderem habe ich 2014 beim Courmayeur-Champex-Chamonix (CCC) und 2016 zusammen mit meinem Kollegen Luca Bonfante beim Sur les Traces des Ducs de Savoie (TDS) teilgenommen. Da ich nun auch den UTMB 2019 geschafft habe, habe ich alle drei Etappen dieses Ultra-Endurance-Events hinter mich gebracht. 

    Norberto beim UTMB Mont Blanc
    Norberto beim UTMB Mont Blanc

    Wie kam es zur Teilnahme am UTMB Mont Blanc und wie hast du dich vorbereitet?

    Man wird zur Teilnahme am UTMB aus einem Pool von untereinander konkurrierenden Bewerbern ausgelost, die zuvor eine gewisse Punktezahl durch das Beenden bestimmter Rennen erreicht haben. Als ich im Jänner gezogen wurde, habe ich meine ganze Saison darauf ausgelegt, am 29. August in absoluter Topverfassung zu sein. Leider hatte ich aber ein paar körperliche Beschwerden, sodass ich im April und im Mai etwas zurückschalten musste. Aber ich kann einfach keine Ruhe geben! Angetrieben durch meinen unbändigen Willen, mir meinen Traum zu erfüllen, habe ich weitergemacht und bin nicht vom Weg abgekommen. Auch auf die Ernährung habe ich extrem geachtet.

    Du hast neben der sportlichen auch die mentale Vorbereitung angesprochen. Wie hast du dich diesbezüglich auf das Rennen vorbereitet?   

    Das ist eine gute, sehr intime Frage. Ich war schon immer ein sehr ehrgeiziger Mensch. Aber mit dem Trailrunning habe ich eine neue Art Ehrgeiz für mich entdeckt: Ich habe angefangen, mich selbst herauszufordern. Andere Läufer werden zu Mitreisenden – der Gegner, den es zu schlagen gilt, ist man selbst. 

    Ein Rennen ist sicher eine Frage guter körperlicher Vorbereitung, aber auch Kopfsache!

    Das Mentale spielt dabei eine wichtige Rolle und hilft dir, auch in schwierigen Momenten weiterzumachen. Vor einem Rennen studiere ich die Route, die verschiedenen Labstellen und die Eigenschaften der Strecke. Ich muss herausfinden, wo ich wie laufe, ich lege mir eine Strategie zurecht und male mir aus, in welcher Zeit ich die verschiedenen Etappen schaffe. 

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    Wichtig ist, stets optimistisch zu bleiben und auf den persönlichen "Laufmodus" umzuschalten.
    Ich muss herausfinden, wo ich wie laufe, ich lege mir eine Strategie zurecht und male mir aus, in welcher Zeit ich die verschiedenen Etappen schaffe.

    Obwohl ich ein sehr emotionaler Typ bin, versuche ich, nicht nervös zu werden, immer optimistisch zu bleiben und auf meinen sogenannten „Lauf-Modus“ umzuschalten, wobei ich mich auf meine persönlich gesetzten Ziele konzentriere. Bin ich auf einer Strecke unterwegs, die ich schon mal gelaufen bin, peile ich einen neuen persönlichen Rekord an. Ist es ein neues Event, dann schaue ich mir die Ranglisten der Jahre zuvor an und stelle mich entsprechend darauf ein, um mein Bestes geben zu können.

    Gibt es etwas, das du angehenden Trailrunnern mitgeben möchtest?

    Im Trailrunning wird man wieder Herr über sich selbst, man sprengt die Ketten der täglichen Routine und taucht in die Natur ein. Einen Sonnenaufgang in aller Stille zu erleben; im Wald auf Tiere zu treffen und mit ihnen zu laufen; die Welt mit anderen Augen zu sehen und zur Natur zurückzufinden; das sind alles einzigartige und unbeschreibliche Gefühle! Beim Laufen brauchst du nichts und niemanden. Du bist allein mit dir selbst, das ist die pure Freiheit.

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    Unabhängig vom Ziel kann man sich in diesem schönen Sport neu entdecken und mit Leidenschaft die innere Motivation entfachen!
    Trailrunning bedeutet, die Muster der täglichen Routine zu durchbrechen und sich von der Natur umarmen zu lassen. 

    Trailrunning ist sicherlich nicht einfach. Es braucht Leidenschaft und Kraft im Überfluss. Es kommen Hochs und Tiefs, es wird schwierige Momente geben, Hindernisse werden sich dir in den Weg stellen, kräftezehrende Strecken werden dich an dein Limit bringen. Aber im Sport ist es so wie im Leben selbst: Mit dem richtigen Kopf und jeder Menge Herz kann man alles schaffen. Was ich damit sagen will: Es kann immer der Moment kommen, in dem man hinfällt. Man darf sogar aufgeben, denn es ist in Ordnung, eine Schlacht zu verlieren. Es gilt, den Krieg zu gewinnen!

    Respekt und Liebe für den eigenen Körper sind unerlässlich, und die richtige Erholung ebenso wichtig wie das Training. 

    Hinweis: Dieses Interview wurde auszugsweise dem Magalog Running 2020 entnommen. In der DOWNLOAD VERSION kannst du das vollständige Interview mit Norberto nachlesen, auf Seite 21 im Artikel "Ultra Managers: Die Store Manager mit Hang zum Extremen."

    Themawechsel: Lockdown Covid-19. Was macht Norberto indoor?

    Wir wollten von Norberto wissen, wie er diese Tage der "erzwungenen" Ruhe verbringt: Wie läuft sein Indoor-Training ab? Folgt er einem Ernährungsplan um die bisher erarbeitete Form zu halten? Wie sieht es mit Zielen und sportlichen Herausforderungen aus, angesichts der aktuellen Situation, die nicht nur Italien sondern die ganze Welt noch lange Zeit verändern wird? Seine Antwort kam per E-Mail mit ein paar Fotos:

    Ich mache mir jeden Abend eine To-do-Liste für den nächsten Tag und setze mir Ziele. Ich lese viel, kümmere mich um die Hausarbeit und erledige auch dringende geschäftliche Arbeiten. Mein Hund möchte auch raus (natürlich innerhalb der gesetzlich erlaubten Grenzen) und abends entspanne ich oft auf dem Sofa bei einem Film. Und natürlich trainiere ich auch, um mich fit zu halten!

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    Gerade jetzt kann ich dem Training viel Zeit widmen, meistens eine bis zwei Trainingseinheiten am Tag, außer sonntags, da ruhe ich mich aus.

    Ich mache viel Spinning mit Hilfe verschiedener YouTube-Tutorials, viel allgemeine Gymnastik und Kräftigungsübungen (auch mit Theraband-Elastikbändern) und Pilates, um mein Elastizitätsdefizit zu verbessern. Zur Lockerung der Muskeln benutze ich die "Blackrolls". Was das Laufen betrifft, so habe ich zu Hause den "Treppentrail" erfunden: auf diese Weise mache ich Aerobic und Steigung. Ich schaffte schon über 100 Treppenläufe mit insgesamt 3600 Stufen, was fast 720 Hm entspricht!

    In dieser Zeit sind meine Tage von klaren Programmen und viel Fantasie geprägt.

    Mein eigentliches Drama aber ist die Diet: Ich habe ein paar Kilo zugelegt, weil ich bei Süßigkeiten schwach werde - ohne geht gar nicht! Früher bin ich viel mehr gelaufen und es war kein wirkliches Problem, aber jetzt... Zu meinem Geburtstag, am 3. April gab's Zuppa Inglese, ein Traum! Spaß beiseite, ich reduziere Kohlenhydrate, ich esse sie fast ausschließlich morgens. Dafür viel Gemüse und Proteine, sowohl tierische als auch pflanzliche...aber abends gibt es ab und zu doch etwas Süßes für die Seele!

    Du bist, was du isst. Als Sportler muss man auf seine Ernährung achten, damit der Körper richtig arbeiten kann.
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    "Ich hoffe bald wieder auf meine Hügel zurückzukehren und in die Wäldern unserer schönen Berge, die ich so sehr vermisse! "

    Was meine sportlichen Ziele betrifft, mal schauen...aktuell bin ich beim DoloMyths Run eingeschrieben, aber da muss man abwarten. Wenn der Lockdown schrittweise aufgehoben wird, werden wir alle die Saison neu planen müssen.

    Wir werden nicht aufgeben, und wir werden auch diesen Kampf gewinnen!
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